Der Effectuation-Ansatz für Kultur

Der Effectuation-Ansatz

Der Effectuation-Ansatz stammt aus der modernen Entrepreneurship-Forschung und beschreibt unternehmerisches Denken und Handeln als Expertise im Umgang mit Ungewissheit: Gestaltung statt Prognose. Der Ansatz geht über klassische Managementmethoden hinaus und beruht vorrangig auf einer Entscheidungslogik, die auf Vorhersagen der Zukunft verzichtet und stattdessen auf deren aktive Gestaltung und Kooperation setzt. Auch im Kulturbereich ist eine immer größer werdende Dynamik nicht zu übersehen: Die Megatrends Globalisierung, Migration und Digitalisierung verändern einerseits kulturelle Interessen, Präferenzen und Bedürfnisse und schaffen andererseits gesellschaftliche Herausforderungen, zu deren Bewältigung die Einrichtungen einen Beitrag leisten sollen. Auch Kulturorganisationen müssen sich gegenüber ihren Umwelten stärker öffnen und sich verändern, um gesellschaftlich relevant zu bleiben. Für diese Zukunftsfragen bietet Effectuation eine Denkhaltung und Arbeitswerkzeuge an, die Kulturmanager*innen befähigt, erfolgreich Veränderungen auf den Weg zu bringen und neue Angebote zu gestalten. Eine lernbare Methode mit praktisch anzuwendenden Tools und agiler Prozesssteuerung, die situativ richtig ergänzend zu Methoden des klassischen (Projekt-)Managements erfolgreich einzusetzen ist.

Die Einsatzmöglichkeiten

Die Grundfrage für den Einsatz der Methode lautet: Worin besteht der Anlass zu handeln? Geht es darum etwas Neues zu entwickeln, Zukunft zu gestalten? Dann bietet Effectuation ein breites Feld von Anwendungsmöglichkeiten, das von der Unternehmenskulturveränderung über neue Führung bis hin zur Entwicklung innovativer Angebote und der Gestaltung neuer Netzwerke reicht.

Die vier Grundprinzipien

Zuallererst das Prinzip der Mittelorientierung: Statt großer Planungsfantasien, die sich am Ende möglicherweise gar nicht umsetzen lassen, beginnt man mit dem, was vorhanden ist: „Wer sind wir, was können wir? Und wen kennen wir bzw. können wir leicht kennenlernen?“ Auf der Basis vorhandener Fähigkeiten, Ressourcen und Netzwerke wird die Frage beantwortet, was durch eigenes Handeln unmittelbar erreichbar wird. Erstrebenswerte Ziele orientieren sich an der eigenen Identität. Unter den Bedingungen von Ungewissheit bei der Entwicklung von neuen Ideen ist Erfolg bzw. Ertrag nicht sicher prognostizierbar. Was aber zu beeinflussen ist, der zu leistende Einsatz. Entscheidungen im Projekt werden daher im Konzept von Effectuation anhand des gerade noch leistbaren Verlustes getroffen. In Entwicklungsprozessen ist Unerwartetes häufig eine Quelle neuer Inspiration und führt zu überraschenden und kreativen Ergebnissen. Das Prinzip der Umstände und Zufälle fordert besonders am Anfang des Prozesses eine gewisse Flexibilität in den Zielen und fordert auf, Chancen zu nutzen, die sich aus unerwarteten Informationen, Ereignissen und Begegnungen ergeben. Aus Begegnungen Partnerschaften machen – das ist im Effectuation-Ansatz als Prinzip der Vereinba-rungen und Partnerschaften enthalten. Diejenigen Partner, die an einem gemeinsamen Vorhaben interessiert sind und zur Verwirklichung gemeinsamer Ideen mit eigenen Leistungen beitragen wollen, werden verbindlich in das Projekt eingebunden und vergrößern so die Möglichkeiten.

Effectuation in meiner Beratung

Ich setze die Methode in meiner Beratung beispielsweise für Projektentwicklungen in Kooperationen und Netzwerken und Organisationsentwicklungsvorhaben ein und biete Inhouse-Workshops und Seminare dazu an.

Fazit

Mit seiner Fokussierung auf das in Zukunft Machbare und kreativ Gestaltbare und der Betonung von kooperativem, prozessorientiert agilem Arbeiten anstelle großer Budgetinvestitionen ist der Ansatz sehr gut geeignet für Non-Profit-Betriebe wie Kulturorganisationen. Effectuation regt an zur Auseinandersetzung mit der eigenen unternehmerischen Haltung und selbstverständlich gewordenen Denk- und Arbeitsroutinen. Für die praktische Nutzung steht eine große Toolbox für vielfältige Einsatzmöglichkeiten zur Verfügung. Mehr unter

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Wie kommt das Neue in die Welt?

Eine neue Idee, ein neues Projekt ist immer der Aufbruch ins Ungewisse. Doch wie kann man entschlossen Neues in die Welt bringen, wenn die Zukunft ungewiss ist, Ziele noch verhandelbar sind und die verfügbaren Informationen in mehrere Richtungen weisen? Ein Kochrezept suchen, einkaufen gehen, nach Rezept kochen und die Gäste bewirten? Oder besser kochen mit dem, was im Kühlschrank ist? Am besten mit den Gästen zusammen?Und jeder bringt noch etwas mit? Die zweite Version beschreibt ganz pragmatisch anhand der Alltagssituation die Denkhaltung und Arbeitsmethoden, die hinter dem Effectuation-Ansatz stehen.